20 Jahre TOA-Gütesiegel

ein Jubiläum ohne Glanz

Man wollte damals „die durchführenden Projekte verpflichten, nach verbindlichen Grundlagen zu arbeiten. Als Arbeitsauftrag wurde benannt, ein Gütesiegel zu entwickeln, das den Projekten verliehen wird, die sich zu den Bundesweiten Standards zur Durchführung des Täter-Opfer-Ausgleichs bekennen und diese vor Ort nachweislich umsetzen.“ Ziel für die Einrichtung eines Gütesiegels für Träger des TOA war nach Angaben der Arbeitsgruppe, „die Schaffung von verbindlichen Arbeitsgrundlagen, nach denen die Maßnahme auf einem hohen Niveau angeboten und nach außen transparent abgesichert werden sollte. Die Einrichtung des Gütesiegels sollte ferner einen Anreiz bieten, für alle Träger, dieses Prädikat zu bekommen und den alltäglichen Widrigkeiten vor Ort ein Konzept entgegenzuhalten, für das es sich lohnt, auch in Konflikte mit den beteiligten Institutionen zu gehen. Nicht zuletzt sollte die Einrichtung eines Prädikats auch ein deutliches Signal an die Finanzgeber sein“, nicht aus Sparsamkeitsgründen auf qualitative Erfordernisse zu verzichten. (vgl. hierzu: Tagungsmappe vom 8. TOA-Forum, 14. – 16. Juni 2000 in Suhl)

Schaut man sich heute das Gütesiegel an, fällt das Ergebnis ernüchternd aus: Lediglich sechzehn Einrichtungen (Quelle: https://www.bag-toa.de/) haben in dem langen Zeitraum von 20 Jahren das Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Das Ziel, alle Träger zu erreichen, wurde meilenweit verfehlt. Auch scheinen die „alltäglichen Widrigkeiten vor Ort“ im Kampf um die Verbreitung des Gütesiegels gesiegt zu haben.

Zum einen lag und liegt das an den Kosten für die Erlangung, die besonders von freien Trägern immer wieder als zu hoch kritisiert wurden. Zum anderen gibt es zunehmend eine - meist in behördlicher Trägerschaft befindliche - Praxis, die die genannten Anforderungen nicht erfüllen will oder kann. Das, was als sich verbreitende Qualität angestrebt wurde, führt seit Jahren ein Schattendasein und ist eigentlich eher ein Ausdruck dafür, dass ein Wolkenkuckucksheim von wenigen Fachstellen einer breiten Anzahl von Einrichtungen gegenüberseht, die von der Einhaltung qualitativer Standards häufig mehr oder selten weniger weit entfernt sind.

Es gibt beim besten Willen keinen Grund zum Feiern. Es gibt aber gute Gründe zum Nachdenken. Das TOA-Servicebüro und die Bundesarbeitsgemeinschaft TOA sind bis heute die Protagonisten des Gütesiegels. Wenn sie diese Führungsrolle nicht aus der Hand geben wollen, sollten sie das Problem nicht nur lediglich verwalten und damit die damaligen Zielsetzungen mehr und mehr konterkarieren. Es müsste von diesen Einrichtungen eine Initiative ausgehen, die sich dem Thema aufs Neue annimmt und Vorschläge, wie die Wege aus dieser Schieflage aussehen könnten, diskutiert und entwickelt.